Wer sich nichts sehnlicher gewünscht hat, als die kulinarischen Kreationen des Berliner Studentenwerks auch auf heimischer Herdplatte nachzuzaubern, der kann zum offiziellen Kochbuch der Berliner Mensen greifen. Die FURIOS-Redaktion schmeckte rein. Zum Nachtisch griffen Veronika Völlinger und Florian Schmidt zum Stift.
„Darauf haben Sie sicher schon lange gewartet, nun ist es endlich da: Unser Mensa-Kochbuch ›Best of Berlin Mensa‹.“ Kein Witz: So lautet es im Vorwort des Mensa-Kochbuchs. Herausgegeben vom Studentenwerk für all jene, die ihren Gaumen auch am Wochenende mit ausgewählten Mensagerichten aus der Zeit von 1979 bis 2005 verwöhnen wollen. Die FURIOS-Redaktion wollte. Schweren Herzens entschieden sich 14 Redakteure, „die besten Gerichte aus den fünf neuen Bundesländern“ für’s nächste Mal aufzuheben und diesmal italienische Rezepte von 1994 auszuprobieren. Team Fleisch kochte Hähnchen in Marsala, Team Veggie probierte sich an Spinat-Lasagne. Hier das Ergebnis – zu Hause nachmachen? Na ja, wer es unbedingt will …
Los geht's: Manch einer überlegt noch, wie er sich am besten vor dem Kochlöffel drücken kann. Die meisten FURIOS-Redakteure aber machen sich mit scharfen Messern am Schneidebrett zu schaffen. Das Fleischgericht erfordert viele kleingeschnittene Pilze, für die Spinatlasagne schnippeln die Redaktionsköche große Mengen Knoblauch.
Der Herd ist aus und die Teller sind voll: endlich kann das Ergebnis mit allen Sinnen begutachtet werden. Weil Geschmack ja Geschmacksache ist, beginnt sogleich eine rege Diskussion über das, was da gerade noch im Ofen schmorte. Um die Eindr‚àö¬∫cke f‚àö¬∫r die Nachwelt festzuhalten, tauscht so manch eine umgehend Gabel gegen Netbook und tippt die Debatte um das Mensa-Kochbuch mit.
Spinatlasagne. Treue Begleiterin der 18-Uhr-Mensa-Gänger. Bei uns sollte sie jetzt mal frisch, saftig und lecker werden. Falsch gedacht - die Nudelplatten nicht durch, zu wenig Sauce und alles schmeckt irgendwie fad. Dafür kommen Klagen über penetranten Knoblauchgeschmack: "War auch nicht abgewogen", murmeln die Schnipplerinnen.
'Einen besseren Eindruck macht das Hähnchen. Die Nicht-Vegetarier stellen fest: Das Fleisch ist zart, die Marsala-Sauce schmeckt. Nur die Nudeln kommen dem zerkochten Original made by Mensa sehr nahe: 14 Redakteure haben es nicht geschafft, sie im al dente-Zustand vom Herd zu nehmen.
'Bevor es ein erfrischendes Marsala-Bad nimmt, bräunt sich das Hähnchen in der Pfanne. Männermuskeln zerkleinern den Pfeffer und kümmern sich liebevoll um das Stück Fleisch: "Misch dich nicht ein!¨, bekommt eine Vegetarierin zu hören, die sich nach dem Marsala erkundigt. So bleibt der Bräter ein Einzelgänger - der Rest schaut zu und nuckelt an der Bierflasche.
Nur wo Mensa drauf steht, ist auch Mensa drin: So sieht das Kochbuch von außen aus. Zu kaufen gibt es "Best of Berlin Mensa¨ in allen Mensen des Studentenwerkes und im Internet. Der Nachfolger ist erst vor Kurzem erschienen und enthält nur vegane und vegetarische Gerichte. Beide Bücher kosten jeweils 5,95 Euro.
Auf den Geschmack gekommen sind nur die Fleischfresser in der mensaerfahrenen Studentenjury. Das Marsala-Hühnchen schmeckte gut; oder lag es am Alkohol? Die Spinat-Lasagne hingegen enttäuschte. Ganz anders als bei den Penne zum Hühnchen gelang es nicht, auch die Lasagne mensagetreu zu zerkochen – eine knusprige Angelegenheit! Der Spinat schmeckte fad. Daran änderte auch Knoblauch in rauen Mengen nichts. Fest steht: Gewartet hat auf das Mensakochbuch wohl niemand – schon gar nicht „lange“, wie im Vorwort behauptet wird. Lange warten, das sollte man dann doch lieber in der Schlange vor Mustafas Gemüsekebab. Einziger Pluspunkt: Wir konnten das Mensa-Preisniveau unterbieten! 1,92 Euro pro Person statt 3,95 Euro! Ha!
Fotos: Christoph Spiegel